
Dr. Elke Reinken
Dr. med. Elke Reinken ist seit 2010 als Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Psychoanalytikerin niedergelassen. Davor 5 Jahre internistische und psychiatrische, dann 8 Jahre klinische psychosomatische Tätigkeit mit den Schwerpunkten Essstörungen und Jungerwachsene.
Da ihr Interesse immer schon der humanistischen Psychologie galt, fand sie bald nach der Niederlassung in traumatherapeutischen Ansätzen eine Verbindung zwischen der Haltung der positiven Psychologie und der Tiefe und Komplexität des analytischen Denkens, die ihr beide wichtig sind. Ausbildungen zur Traumatherapeutin (DeGPT), EMDR (EMDRIA), PITT bei Louise Reddemann, Ego-State bei Kai Fritzsche und Hypnotherapeutische Weiterbildungen (MEI Hamburg). Zertifizierte Supervisorin in Ego-State Therapie. Dozentin an der Akademie für integrative Psychoanalyse, Psychotherapie und Psychosomatik Hamburg e.V. (APH)
Ein Schwerpunkt ihrer therapeutischen Arbeit ist die Integration des Ego-State Ansatzes in die tiefenpsychologisch-analytische Arbeit. Eine Veröffentlichung hierzu mit dem Schwerpunkt der Gegenübertragung und Prozesse der projektiven Identifizierung in der Arbeit mit den Ego-States findet sich in „Emotional – Reflexiv-Implizit: Wie wir in psychodynamischen Prozessen wirksam werden (Klöpper et al., 2023).
Workshop:
Verständnis unterschiedlicher destruktiv wirkender Ego-States aus psychodynamischer Sicht
In diesem Workshop möchte ich die Entstehungsgeschichte von Ego-States aus psychodynamischer (tiefenpsychologisch-analytischer) Sicht beschreiben, um dann speziell der Frage nachzugehen, wie destruktiv wirkende Ego-States je nach ihrer Entstehung, unterschieden werden können und welche unterschiedlichen Behandlungsansätze sich daraus ergeben können.
Die Watkins, Begründer der Ego-State Therapie, haben Ego-States, welche sich mit dem äußeren destruktiven Gegenüber, dem äußeren Täter, identifiziert haben, ein „Identofakt" genannt. Dieser Begriff hat sich in der Ego-State Therapie nicht weiter etabliert, weil er jedoch hilfreich sein kann, möchte ich ihn hier wieder aufgreifen. Diese Selbst-Anteile stellen die „klassischen" destruktiv wirkenden bewältigenden Ego-States dar.
Diese durch Identifikation entstandenen Ego-States, können sich für die PatientInnen oder KlientInnen ich-haft, Ich-synthon, oder nicht ich-haft, Ich-dysthon, anfühlen. Dies hängt davon ab, wie weit der Identifikationsprozess fortgeschritten ist. Beide entspringen jedoch Identifikationsprozessen. Ob nun ich-synthon oder Ich-dysthon, von PatientInnen oder KlientInnen werden diese Art von Ego-States zumeist als zu sich selbst gehörig empfunden.
Der Begriff des Identofaktes kann nun hilfreich sein, um Ego-States, welche sich durch Identifikation mit dem äußeren Täter entwickelt haben, von einem Introjekt oder (Täter-) Introjekt, zu unterscheiden, welche sich für die Person als fremd und nicht zu sich gehörig anfühlt.
Diese Anteile sind von der Entstehungsgeschichte anderer Natur. Sie stellen die inneren Abbilder, die Repräsentanzen, vom Gegenüber dar, welche ebenfalls im Rahmen von Beziehungserfahrungen im eigenen Selbst gebildet werden.
Je unreifer das Gehirn des Kindes oder überwältigter das Gehirn des traumatisierten erwachsenen Menschen ist, desto verzerrter ist dieses Abbild noch. Dem Konstruktivismus und den neurophysiologischen Vorgängen entsprechend, ist dieses innere Bild kein genaues Spiegelbild des Äußeren. Die Eindrücke werden durch die Sinnesorgane einzeln aufgenommen und unter verschiedenen Aspekten und Filtern im Inneren zu einem Bild zusammengesetzt. Es ist verständlich, wie viele Aspekte die Konstruktion dieses Bildes beeinflussen können.
Im guten Falle einer gesunden Reifung werden diese Abbilder immer wieder überschrieben und zusammengefügt, so dass sich ein ganzheitlicheres Abbild vom Anderen bildet. Je früher und traumatischer die Beziehungserfahrungen, desto weniger integriert, verzerrt und desto abgespaltener bleibt dieses innere Bild vom Gegenüber, was dennoch im inneren System hochwirksam ist. Diese traumatisch unintegrierten inneren Abbilder stellen die (Täter-) Introjekte oder Intrusionen dar.
Ich möchte in diesem Workshop diese unterschiedlichen Entstehungsgeschichten und daraus folgenden Behandlungsansätze theoretisch und an Behandlungsfällen verdeutlichen und gern Raum geben, diese zu diskutieren.